17.09.2019 Münsterland Zeitung

Interview von Johannes Schmittmann

Mitmach-Stiftung stärkt gute Ideen vor Ort

Interview von Johannes Schmittmann Redakteur Münsterland mit dem Vorstand der Stiftung

Die Bürgerstiftung „Aktive Bürger – Borken, Stadtlohn und Umgebung“ investiert seit 15 Jahren nachhaltig in sozial-karitative Projekte in der Region. Stiftungstärkt gute Ideen vor Ort

Bisher ist es eine 15-jährige Erfolgsgeschichte. Und wenn es nach den führenden Köpfen der Bürgerstiftung „Aktive Bürger – Borken, Stadtlohn und Umgebung“ geht, dann ist sie noch lange nicht zu Ende erzählt. „Stiftungen sind schließlich auf die Ewigkeit ausgelegt“, sagt Berthold te Vrügt. Gemeinsam mit Elisabeth Hüls bildet er den Stiftungsvorstand.

2004 wurde die Bürgerstiftung durch den damaligen münsterschen Regierungspräsidenten Jörg Twenhöven offiziell als Stiftung anerkannt. Seitdem fördern sie beispielsweise Projekte in Schulen, Seniorenheimen und Vereinen. Auch an der Gründung der Stadtlohner Jugendkulturwerkstatt wirkte man federführend mit. Schon damals schrieben sich die Gründer die bis heute bestehenden Leitsätze auf die Fahne. „Unsere Stiftung engagiert sich vor Ort im sozial-karitativen Bereich. Der regionale Bezug ist ganz wichtig“, erklärt Elisabeth Hüls.

Heinrich Tömmers (75), der altersbedingt in diesem Jahr aus dem Vorstand ausschied, nennt die Bürgerstiftung gerne „Mitmach-Stiftung“. „Das Kapital wird langsam und sicher von vielen Stiftern gesammelt und angelegt. Wir bekommen Geld von Leuten vor Ort und wir investieren es in Projekte vor Ort“, so Tömmers.

Wem das nötige Kleingeld fehlt, kann sich an anderer Stelle einbringen. „Es gibt auch Bürger, die auf uns zukommen und uns ihre Zeit oder Ideen stiften. Auch darauf sind wir angewiesen“, erklärt Elisabeth Hüls und stellt klar: „Bei uns arbeiten alle ehrenamtlich.“ Das Besondere: Jeder Cent, der aus Kapitalerträgen und Spenden zusammenkommt, wird direkt in ausgewählte Projekte gesteckt.

807.000 Euro Kapital

Aktuell zählt die Bürgerstiftung 63 Zustifter. Die stetige Weiterentwicklung der Stiftung lässt sich am deutlichsten an den Zahlen erkennen. Im Jahr 2004 mit 50.000 Euro gestartet, beträgt das Stiftungskapital mittlerweile über gut 800.000 Euro. „Von den Erträgen können wir wirklich etwas bewegen“, so Berthold te Vrügt.

Die Niedrigzinspolitik macht auch der Bürgerstiftung zu schaffen. „Es kommt immer häufiger vor, dass Menschen aus der Region kleinere Beträge an uns spenden und nicht stiften. Auch diese Spenden gehen natürlich eins zu eins in die nächsten Projekte“, sagt Heinrich Tömmers. 31.600 Euro ergaben sich im verganen Jahr aus Kapitalerträgen und Spenden.

Welche Projekte am Ende den Zuschlag erhalten, entscheidet zunächst der Vorstand. Das Kuratorium muss die Entscheidung allerdings noch absegnen. Bei der Zusammenstellung der Gremien wurde darauf geachtet, einen Querschnitt der Gesellschaft abzubilden. „Dadurch ergibt sich ein ganz besonderer Ideenpool“, sagt Elisabeth Hüls.

Nachhaltigkeit im Fokus

Für eine Förderung müssen mehrere Kriterien erfüllt werden. Es werden nur Projekte gefördert, nie Einzelpersonen. „Wir sind nicht dafür da, Frau Müller in Not zu helfen. Wir stellen lieber dem Verein ‚Familie in Not‘ Geld zu Verfügung, um verschiedene Aktionen umzusetzen“, so Hüls.

Ein wichtiges Schlagwort, das im Gespräch mit der Redaktion immer wieder fällt, ist die Nachhaltigkeit. „Für uns ist das Projekt mit der Übergabe des Schecks nicht beendet. Wie schauen immer: Was passiert danach? Aus einem Projekt entsteht oft das nächste“, sagt Berthold te Vrügt. Deshalb sei es wichtig, diese Termine möglichst immer persönlich zu besetzen.

Ein und dasselbe Projekte mehrfach zu fördern, komme aber nur in Ausnahmefällen vor. „Wir haben ein Raster, nach dem wir Anträge genehmigen oder ablehnen. Allerdings gibt es keine Blaupause. Wir als Vorstand müssen immer abwägen, ob es zu uns passt oder nicht“, so das Vorstandsmitglied.

Wenn Elisabeth Hüls auf die 15 Jahre zurückblickt, denkt sie besonders gerne an das Jahr 2015 zurück. In diesem Jahr förderte die Bürgerstiftung ein Projekt, bei dem am Ende die Chorgruppe „Ohrwürmer“ gemeinsam mit Schülern der ehemaligen Stadtlohner Johannesschule auf der Bühne stand und ein Konzert gab. „Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.“

297.000 Euro sind bisher in regionale Projekte geflossen

Wer wenigstens 1000 Euro stiftet, wird Mitglied der Stifterversammlung

Um die Bürgernähe zu unterstreichen, heißt die Stiftung seit diesem Jahr auf offiziell „Bürgerstiftung – Aktive Bürger“. Vorher hieß sie „Stiftung – Aktive Bürger“

Wer sein gespartes Geld in ein bestimmtes Projekt investieren möchte, kann bei der Bürgerstiftung auch eine Unterstiftung gründen

(Quelle: Münsterlandzeitung)